Die Lage der Inseln Lampedusa, Pantelleria und Malta.
Die Pelagischen Inseln, Pantelleria und Malta. Lampedusa ist die größte der Pelagischen Inseln im Mittelmeer zwischen Sizilien und Tunesien. Sie liegt 138km östlich der tunesischen Küste und 205km südlich von Sizilien.
Der Fluchtweg von Bari entlang dem Apulischen Aquädukt und der Küste bis nach Rimini.
Ein Spionagecoup mit Leiche bereitete die “Operation Husky” vor (“Operation Mincemeat”)
Über den Angriff auf Sizilien im Juli 1943 wäre es beinahe zum Bruch zwischen den USA und Großbritannien gekommen. Ein Spionage-Coup bereitete die “Operation Husky” schließlich vor. ‘Eine siegreiche Armee hat Erholung verdient, aber in Maßen und keinesfalls zu viel, denn das Selbstbewusstsein von Soldaten, die einen Gegner geschlagen haben, ist ebenso groß wie instabil.‘ Letztlich war es dieses Argument, das vor fast 80 Jahren die Planer des US-Generalstabs überzeugte, nach dem Sieg über die Achsenmächte in Nordafrika schnellst möglichst ihren kampferfahrenen Truppen eine neue Aufgabe zu geben. Eigentlich schienen die Ziele der beiden westlichen Großmächte unvereinbar. Premierminister Winston Churchill plädierte dafür, zunächst gegen Mussolini Italien und erst danach gegen Hitler Deutschland vorzugehen. Dagegen setzten die Amerikaner auf einen direkten Schlag gegen das Dritte Reich. Bei der Konferenz in Casablanca im Januar 1943 hatten die entgegengesetzten Konzepte zu heftigen Auseinandersetzungen geführt. Nur mit Mühe konnte Präsident Franklin D. Roosevelt seinen Generalstab davon abbringen, das Bündnis faktisch aufzukündigen. Der Generalstabschef George D. Marshall wollte seinen britischen Gesprächspartnern drohen, die Amerikaner würden sich aus dem Krieg weitgehend zurückziehen und ihre Anstrengungen auf den Kampf gegen Japan im Pazifik konzentrieren, wenn Großbritannien auf seiner Strategie bestehen würde. Churchills Generäle hielten dagegen, Hitlers Machtbereich sei besser von der Peripherie her anzugreifen und so deutsche Truppen im Süden und Westen zu binden. Zuerst sollte man von Nordafrika aus Sizilien angreifen und dann über das italienische Festland von Süden her Richtung Mitteleuropa vorstoßen. Schließlich einigten sich Roosevelt und Churchill auf einen Kompromiss. Nach dem Sieg in Nordafrika würden Amerikaner und Briten in Sizilien landen und die Insel erobern. Das würde die Wehrmacht unter Druck setzen, die alliierten Seewege durch das Mittelmeer sichern und möglicherweise zum Sturz des wankenden Mussolini-Regimes führen. Eine automatische Fortsetzung des Angriffs aufs italienische Festland war aber nicht vorgesehen – das wollte man von den Erfahrungen der Landung abhängig machen. Einen wesentlichen Anteil an dieser Entscheidung hatte die Aussicht, die kampferfahrenen Truppen des Feldzuges in Nordafrika rasch weiter zu beschäftigen. Zwischen vier und acht Wochen Ruhepause wurde ihnen gegönnt, dann sollte der nächste Angriff starten. Doch weil die strategische Bedeutung Siziliens unübersehbar war und auch dem deutschen Oberbefehlshaber Süd, Generalfeldmarschall Albert Kesselring, auffallen musste, unternahmen die Alliierten einiges, um ihre Absicht zu kaschieren. Der britische Geheimdienst ließ über verschiedene Kanäle durchsickern, es werde zunächst einen Ablenkungsangriff auf Sizilien und Griechenland geben, wenig später aber würde der Hauptanschlag gegen Sardinien und Korsika stattfinden. Das Ziel der alliierten Truppen sei es, so rasch wie möglich französischen Boden zu befreien. Um diesen Eindruck beim deutschen strategischen Geheimdienst zu stützen, startete der britische Geheimdienst MI6 eine gewagte Aktion, die “Operation Mincemeat”. Ein Toter aus einem Londoner Leichenschauhaus wurde als britischer Stabsoffizier ausstaffiert. An die Leiche wurde ein Koffer gekettet, in dem sich täuschend echt wirkende Briefe mit Andeutungen auf Sardinien und Südfrankreich befanden. Schließlich warf ein U-Boot vor der katalanischen Küste den Köder ins Wasser. Gleichzeitig lancierte der Geheimdienst “versehentlich” schlecht verschlüsselte Funksprüche, die von der Suche nach einem vermissten Kurier im Mittelmeer handelten. Die Leiche des vermeintlichen Majors William Martin wurde an die Küste Spaniens gespült und mit einigen Tagen Verspätung dem britischen Militärattaché übergeben. Doch die Unterlagen, die er bei sich trug, waren von den pro-deutschen Behörden fotografiert und dem deutschen Attaché übergeben worden. Damit war die falsche Fährte gelegt. Entsprechend glaubten die deutschen Stäbe, die Eroberung der Pelagischen Inseln und der etwas größeren Inselfestung Pantelleria sei nur ein Täuschungsmanöver. Vor allem die massiv ausgebaute Stellung Pantelleria war zuvor intensiv bombardiert worden. Als dann die Alliierten am 11. Juni 1943 auf Pantelleria landeten, waren die etwa 11,000 Italiener und Deutschen in der Festung derartig überrascht, dass sie umgehend kapitulierten. Vier Wochen Zeit ließen sich die Westalliierten danach. Das war nicht unbedingt nötig für die Vorbereitung der Invasionsstreitmächte aus sieben Divisionen, vier britischen und drei amerikanischen. Vielmehr lag das an den besonderen Wünschen zweier Waffengattungen für die Einsätze. Luftlandetruppen bevorzugten mondhelle Nächte, um möglichst genau über den Landezonen abspringen zu können. Marineeinheiten dagegen näherten sich einer feindlichen Küste am liebsten bei Dunkelheit, um den Überraschungseffekt so lange wie möglich aufrechterhalten zu können. In der Nach vom 9. auf den 10. Juli 1943 kamen beide scheinbar unvereinbaren Wünsche zusammen. Der Mond ging am frühen Abend auf und verschwand schon gegen Mitternacht wieder. Die “Operation Husky”, die erste große Landung nach dem gescheiterten Versuch in Dieppe, konnte beginnen.
Das Wissen eines Malariologen wurde zu Hitlers Waffe
Im Mai 1939, nur wenige Monate vor Beginn des 2. Weltkrieges, hatten Deutschland und Italien einen Pakt über militärische und politische Bündnisse unterzeichnet, den “Pakt aus Stahl”. Anscheinend schien der Pakt unter diesem Namen etwas zu sein, was niemals gebrochen werden konnte. Aber 1943 stimmte Italien einem Waffenstillstand mit den Alliierten zu und zog somit eine Wendung gegen Deutschland. Mit dem Sturz von Benito Mussolini war Hitler dabei, Italien zu verlieren. Nach dem Einmarsch der Alliierten in Sizilien und dem anschließenden Sturz und der Verhaftung Mussolinis wurde der Stahlpakt endgültig gebrochen. Es entstand eine neue Beziehung zwischen den Alliierten und der italienischen Regierung. Die neue Regierung unter General Pietro Badoglio erklärte sich auf der Seite der Alliierten und wurde somit zum Feind des nationalsozialistischen Deutschlands. Nach diesem Schlag sanktionierte Hitler die militärische Besatzung italienischer Regionen. Die deutsche Wehrmacht, die bereits in ganz Italien präsent war, nutzte die Unordnung innerhalb der italienischen Streitkräfte, um Hochburgen im Land zu erobern. Sie setzten brutale Maßnahmen ein, zwangen die Zivilbevölkerung für sie zu arbeiten und plünderten Ressourcen. Die berüchtigtste Aktion des Dritten Reiches als Vergeltung für den Verrat Italiens wurde jedoch von Erich Martini eingeleitet. Martini war ein Freund des gefürchteten Heinrich Himmler, dem Vordenker des Holocaust. Martini war Europas führender Malariologe. Sein Wissen wurde zur Waffe Hitlers, um zu versuchen, in Italien eine Malaria Epidemie zu verbreiten. Obwohl sie die Schlacht in Sizilien verloren hatten, gelang es den Deutschen, die Gustav-Linie südlich der pontinischen Sümpfe zu halten und die Alliierten zu zwingen, in Anzio und Nettuno zu landen. Die pontinischen Sümpfe erstreckten sich etwa vierzig Kilometer südlich von Rom. Während Mussolinis Zeit als italienischer Ministerpräsident wurden die Sümpfe entwässert und trocken gelegt. In knapp 10 Jahren wurden 840 Quadratkilometer Land landwirtschaftlich nutzbar gemacht und 43 Gehöfte angesiedelt. Auch in anderen Teilen Italiens wurden Sumpfgebiete trocken gelegt. Unter Martinis Anleitung wurden jedoch die pontinischen Sümpfe 1943 wieder geflutet. Über eine Million Larven der Malariamücke Anopheles Labranchiae wurden in den Sümpfen ausgesetzt. Man ließ zusätzlich Meerwasser in das Sumpfgebiet fließen. Der rasche Anstieg des Salzgehaltes machte es für das Überleben von Pflanzen und Tieren ungeeignet, war jedoch für das exponentielle Wachstum der Mücken geeignet. Die Überschwemmung der pontinischen Sümpfe und damit die absichtliche Verbreitung einer Malaria Epidemie zielte darauf ab, den Vormarsch der Alliierten zu verlangsamen. Die Nazis zerstörten unter anderem auch die Pumpen im Tiber Delta, nicht zu Zwecken von Sabotage, viel mehr zur biologischen Kriegsführung. Die Nazi-Truppen erkannten, dass die Überflutung dieses Deltas das Risiko ihres Feindes, sich mit Malaria zu infizieren, vervielfachen würde. Ein halber Meter stehendes Wasser in Roms Küstenebenen verhinderte nicht nur den Vormarsch zu Fuß oder per Armeefahrzeug; es stellte ideale biologische Bedingungen für die Zucht der Mücken wieder her, die für die Übertragung von Malaria verantwortlich waren. Das deutsche Kommando gab den Befehl, alle Entwässerungspumpen im Gebiet von Maccarese im nördlichen Tiber Delta auszuschalten. In den folgenden zwei Wochen wurden auch die meisten anderen Entwässerungspumpen im Delta gestoppt. In einigen Fällen wurden die Pumpen auf Umkehrung gestellt, so dass sie anstatt abzupumpen Wasser ins Delta hinein pumpten. Es wurden auch Entwässerungskanäle blockiert, um größere Überschwemmungen zu erreichen. Wenige Monate nach dem Einfall in Sizilien waren bereits 21’000 britische und amerikanische Soldaten an der Malaria erkrankt. Die Ausbreitung der Malaria führte zu einer Epidemie, die auch für die Zivilbevölkerung verheerende Folgen hatte.
Eine weiße Linie trennte zwei Welten
Das Deutsche Reich erklärte Italien im Oktober 1943 den Krieg. Das führte dazu, dass rund 50’000 Kriegsgefangene aus italienischen Lagern frei kamen, dafür aber nun von den Deutschen verfolgt wurden. Tausende flohen nach Rom, um dort gemeinsam mit anderen Nazi-Gegnern Schutz, Hilfe und Verstecke zu suchen. Es hatte sich herumgesprochen, dass jeden Abend auf den Stufen vor dem Petersdom ein hochgewachsener Monsignore stand – O’Flaherty war über 1,90m groß, athletisch gebaut, ehemaliger Boxer – und die alliierten Soldaten, die aus Kriegsgefangenenlagern geflohen waren, hatten mitbekommen, dass dort jemand stand, der ansprechbar war, der ihnen helfen konnte, mit einem Gebetbuch in der Hand. Wenn sie Glück hatten und sich bis zum Petersdom durchschlagen konnten, dann würde er sie in Verstecke bringen. O’Flahertys erbitterter und gefährlichster Gegner, Obersturmbannführer Herbert Kappler, Kommandeur der deutschen Sicherheitspolizei in Rom, hatte eine weiße Linie vor den Stufen zum Petersdom aufs Straßenpflaster pinseln lassen. Der weiße Strich trennte zwei Welten: die Republik Italien und den Vatikanstaat. Und er trennte zwischen Gefahr und Sicherheit, zwischen Gefangenschaft und Freiheit und manchmal sogar zwischen Leben und Tod. Auf der einen Seite patrouillierten Tag und Nacht deutsche Soldaten, auf der anderen Seite stand O’Flaherty auf den Treppen des Petersdoms. Sein Gegenspieler Herbert Kappler hatte diese Linie auch anbringen lassen, um dem irischen Priester klar zu zeigen: Wenn du hier herüber trittst, dann habe ich dich! Dann bist du in meinem Gebiet und dann werden wir dich umbringen! Jenseits dieser Linie machten Wehrmacht und Gestapo im besetzten Italien tagtäglich Jagd auf alliierte Soldaten, Kriegsgefangene, Deserteure, Juden, Oppositionelle und Widerstandskämpfer. Obersturmbannführer Kappler setzte eine teuflische Maschinerie in Gang. Und Hugh O’Flaherty war genau der Mann, der Sand ins Getriebe dieser Maschinerie streute. Mit einer Mischung aus Mut und Gottvertrauen nutzte der Ire die Spielräume, die ihm seine Stellung als Priester und die Institution Kirche und Vatikan boten, um Verstecke, Lebensmittel und Fluchtwege zu finden. Unter den Augen des Papstes lieferte er sich mit seinen deutschen Verfolgern ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel. Kappler und seine Schergen waren dem Priester ständig hart auf den Fersen. Ihre gnadenlose Jagd ging quer durch die Ewige Stadt, durch Palazzi, Kirchenschiffe und – Kohlenkeller! Als O’Flaherty eine adelige Unterstützer-Familie in ihrem römischen Palazzo besuchte, bekam die SS Wind von der Sache und stürmte das Gebäude. Sofort suchte der Priester Zuflucht im Keller. Dort stieß er auf zwei Arbeiter, die gerade Kohlen lieferten. Blitzschnell verwandelte sich der Gottesmann in einen Kohlenmann. Er schnappte sich einen der leeren Kohlensäcke, zog seine Soutane aus, stopfte sie hinein und rieb sich Gesicht, Hemd und die langen Unterhosen mit Kohlenstaub ein. Als er den Kohlenschleppern hinterher aus dem Kellerloch kletterte, erschrak er. Draußen standen sie! Die SS! Ihre Maschinenpistolen blitzten im grellen Sonnenlicht. Ungerührt schulterte der Mann in den geschwärzten Unterhosen seinen Kohlensack und stapfte an der SS vorbei, den beiden anderen Kohlenschleppern hinterher, unbehelligt. Hätte er nicht die rettenden Idee mit dem Kohlensack gehabt, wäre er verhaftet, gefoltert und hingerichtet worden. O’Flaherty baute ein Netzwerk von Helfern auf. Als am 16. Oktober 1943 die Anweisung aus Berlin folgte, alle römischen Juden zu verhaften und zu deportieren, mussten noch mehr Verstecke gefunden werden. Viele fanden mit Hilfe O’Flahertys Organisation Unterschlupf in Klöstern und Bauernhöfen außerhalb der Stadt. Der Priester war rastlos unterwegs. Oft verließ er in aller Herrgottsfrühe den Vatikan und wagte sich immer wieder über die weiße Linie – manchmal in durchaus abenteuerlichen Verkleidungen: als Straßenkehrer, Postbote, Handwerker und sogar als Nonne! Von dieser Maskerade allerdings rieten ihm seine Helfer ab, denn eine 1.90m große Ordensfrau wirkte wenig plausibel. Hugh O’Flaherty handelte auf eigene Rechnung, teils mit stillschweigender Billigung der Vatikanhierarchie, teils gegen den Willen des Papstes. Kappler wurde immer wütender, dass er den Priester außerhalb des vatikanischen Gebiets nicht schnappen konnte und schmiedete einen Plan. Er beauftragte zwei Gestapo Beamte sich während der Sonntagsmesse in den Petersdom zu schleichen und den irischen Priester abzuschleppen, über die weiße Linie. Doch die beiden fielen der Schweizer Garde auf. Sie packten die Gestapomänner und führten sie aus dem Petersdom. Am 4. Juni 1944 wurde Rom von den Alliierten befreit. Herbert Kappler gelang es, aus Rom zu fliehen. Im Mai 1945 stellte er sich in Bozen der britischen Militärpolizei und wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Nur ein Besucher erschien regelmäßig in seiner Gefängniszelle: Hugh O’Flaherty. Kappler ließ sich von ihm taufen und konvertierte 1959 zum katholischen Glauben. Der Priester wurde, vor allem von der Presse, heftig kritisiert. Wie konnte er nur dem schlimmsten Feind in Rom vergeben und ihn regelmäßig in seinem Gefängnis treffen? O’Flaherty hatte auf diese Vorwürfe sehr gelassen reagiert und hatte immer nur den einen Satz wiederholt: “God has no country.” Es ist der Satz, der heute an Hugh O’Flahertys lebensgroßem Bronzedenkmal steht, das 2013 anlässlich seines 50. Todestages in seiner irischen Heimatstadt Killarney enthüllt wurde.